Montag, 7. September 2015

Zeit, seinen Mund aufzumachen - #Bloggerfuerfluechtlinge

Es geht schon eine ganze Weile so ... diese negative Stimmung in Bezug auf die Menschen, die bei uns Zuflucht suchen. Egal, ob vor Krieg, Terror oder Armut. Anfangs nur hinter vorgehaltener Hand, inzwischen aber auch ganz straight im Kaffeepläuschen und im schlimmsten Fall mit Übergriffen jeglicher Art.

Ich bin politisch nicht ausreichend ausgestattet, um ausführlich über dieses Thema zu schreiben - aber: ich kann meine Meinung sagen.

Und auch, wenn es in diesem Blog eventuell nicht ganz passend ist - so finde ich doch, dass es als Mutter meine Pflicht ist, den Mund aufzumachen. Es geht um Menschen wie dich und mich. Es geht aber vor allem auch darum, die Welt da draußen für unsere Kinder so zu gestalten, dass sie auch noch Freude daran haben. Dass sie sie sicher erkunden und als ihre Heimat empfinden können. Und das geht nicht, wenn Leute vor Flüchtlingsunterkünften stehen und Mist herumschreien, wenn sie Lügen verbreiten, wenn sie Unterkünfte anzünden, Steine schmeißen und feige im Internet menschenverachtende Kommentare schreiben, von denen man sich nicht mal richtig vorstellen kann, wie man sie formuliert.

Ich habe philippinisch-deutsche Wurzeln ... und ich liebe mein Gen-Misch-Masch. Und ich bin furchtbar stolz darauf, dass auch mein Töchterchen noch einen kleinen Teil davon in sich trägt. So ist alles Äußerliche bunt gemischt in unserer Familie. Und auch, wenn es nur wenige äußerliche Merkmale sind, man sieht es natürlich auch, dass wir nicht völlig deutsch in der Abstammung sind. Sie reichten aber bereits dafür aus, dass mein Freund und ich schonmal in die Situation kamen, in der uns "AFFENF****R" entgegengeschrien wurde. Bitte entschuldigt dieses Vokabular hier, aber wenn man es liest, bekommt man vielleicht ein wenig das Gefühl, das uns damals überkam. Wut auf der einen Seite, totale Entrüstung auf der anderen. Denn: ich kannte diesen abartigen Ausdruck bis dato nicht. Und am liebsten wäre es mir gewesen, er hätte meinen Sprachschatz nicht ergänzt. Jetzt ist es jedoch gespeichert und lässt sich nicht mehr löschen.

Und gerade derzeit fallen wieder die übelsten Beschimpfungen und treffen geschwächte Menschen. Menschen, die es auf sich nehmen, ihre Familien zu verlassen oder mit ihnen zusammen eine hochgradig lebensgefährliche Überfahrt zu tun. Sie lassen ihr zu Hause zurück, genauso wie jegliche Habe. Sie hatten einen Beruf, Freunde, Hobbies, Gewohnheiten. Alles ist nicht mehr. Sie können nur die wenigstens Dinge mitnehmen und geben schwer Gespartes für die Reise in eine neue, bessere Zukunft auf. Sie müssen sich auf Leute verlassen, die sich einen Dreck um die Menschen scheren, denen sie einen Weg weg von Terror, Gefahr und Armut ermöglichen. Die schlimmen Geschichten, die auf den Fluchtwegen passieren, kennen wir ja zu genüge aus den Medien.

Tja, und dann kommen sie in Europa an (wenn sie das Glück hatten) und stehen vor dem Nichts und schlimmstenfalls auch vor neuem Hass.

Da mache ich nicht mit. Das ist so dumm! Das merkt man besonders, wenn man sich in Facebook bewegt und Kommentare liest und wenn man sich Interviews anschaut. Von Menschen, die in die Kamera quatschen, wie fuuuurchtbar schlecht es ihnen doch geht und wie ungerecht das alles ist. Wie den Flüchtlingen der Po gepudert wird, wie sie alles bekommen und das Schlaraffenland genießen. Ok, Ironie off. Ich kann da wirklich nur den Kopf schütteln. Uns geht es hier sooo gut - wir haben zig Anlaufstellen, wenn es irgendwo mal zwickt oder zwackt. Wir haben ideale Gegebenheiten fürs Wohnen und Arbeiten. Hin und wieder muss man vielleicht bloß einmal mehr seinen Hintern bewegen, um es etwas besser zu haben. Aber im Großen und Ganzen müssen wir uns wirklich nicht beklagen. Und ich finde, ich darf das sagen. Wir haben keine übermäßig große Wohnung, keinen großen Luxus, machen kaum Urlaub. Wir leben momentan eben nur von einem Gehalt und den üblichen Leistungen, die man als Eltern eben so bekommt bzw. beantragt hat. Kein Tamtam - und trotzdem: für manche mag unsere Situation schon "Luxus" sein. Vor allem dann, wenn man sich nahe Bahngleisen in Ungarn unter freiem Himmel ausruht oder man in einer Erstaufnahme-Stelle auch nur das nötigste vom Nötigen hat.

Uns geht es gut. Und ich finde es furchtbar, dass man - ohne sich großartig mal selbst zu hinterfragen oder auch nur ein wenig zu schämen - auf den Menschen herumhackt, die hier Zuflucht suchen. Sie kommen nicht, um zu morden, zu vergewaltigen, Keller auszurauben, sich im Geld zu baden und Arbeitsplätze zu klauen oder zu ignorieren (hier werden sich die Kritiker ja auch nie einig). Und sie haben es auch nicht verdient, dass man sie mit bösen Blicken, ekelhaften Sprüchen oder gewalttätigen bzw. randalierenden Übergriffen willkommen heißt. Die Spinner, die zuvor genanntes tun, sollten mal ganz tief in sich gehen und überlegen, was sie machen würden, wenn ihre Familie in Gefahr wäre und ihre Heimat auf Dauer einfach nicht mehr sicher wäre. Leider sind sie aber vielmehr damit beschäftigt, zu hetzen und zu motzen. Traurig, traurig. Wenn man sich in seinem Leben nicht anders zu helfen weiß :(.

Wie dem auch sei - diese Leute darauf aufmerksam zu machen, das sie den falschen Weg gehen, ist eine langwierige und schwierige Aufgabe. Aber es ist zu erledigen. Und ich schließe mich gern jeder Aktion an, die das unterstützt. Und es ist vor allem schön zu sehen, dass inzwischen immer mehr Leute mitmachen und mit den verschiedensten tollen Aktionen gegen die Hetze anarbeiten und sie inzwischen auch übertrumpfen - wie ich finde. Ich halte hier gern immer mal auf dem Laufenden darüber, was mir besonders gefallen hat und wo ich ggf. auch mitgewirkt habe. Ich möchte meine Unterstützung von #Bloggerfuerfluechtlinge nicht nur bei diesem einen Post belassen

Für mich gilt: Alle Menschen sind gleich und uns allen gehört die Welt (also, allen, die ihr auch gut tun). Also:

REFUGEES WELCOME! HERZLICH WILLKOMMEN, ZUFLUCHTSUCHENDE!

Eure








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